Negatives umdeuten und Positives hervorheben – so funktioniert’s

Scherben bringen Glück. An dem Beispiel dieses Sprichworts kann die Funktion der Umdeutung anschaulich erklärt werden. Etwas ist zu Bruch gegangen – ein Teller, eine Tasse, vielleicht eine Fensterscheibe. Im Ablauf des Alltags ist es also zu einem nicht schlimmen aber ärgerlichen und durchaus negativem Unfall gekommen. Dieser wird durch die Assoziation mit „Glück“ positiv umgedeutet und das Zerschlagen von Etwas wird zu einem regelrechten Glücksbringer. Inwieweit diese psychologische Technik nun dem Einzelnen hilft, wenn er mal wieder ein Glas zerschmettert hat, hängt natürlich ganz von der Persönlichkeit ab. Die Technik ist aber wissenschaftlich erforscht und findet unter anderem in der Familientherapie Anwendung.

Allerdings wird hier meist der englische Begriff Reframing benutzt.
Reframing und Umdeuten sind aber zuallererst ein Mittel der Kommunikation und können Gespräche so von einem negativen Ausgangspunkt nach und nach hin zu einer positiveren Lage führen. Voraussetzung für ein Gelingen des Umdeutens ist das Eingehen auf das Gegenüber und ein geschicktes einsetzen von Sprache. Spricht ihr Gesprächspartner andauernd davon, dass etwas schwierig sei, stimmen sie ihm zu, aber versehen Sie diese Zustimmung mit positiv konnotierten Wörtern. „Ja, das ist nicht einfach“ könnte zum Beispiel so ein eingehen auf den Gegenüber sein.

Dieser fühlt sich in seinen Bedenken ernst genommen, wird aber durch die Umformulierung und die Nutzung des positiv besetzten Wortes „einfach“ unterbewusst beeinflusst. Am Ende steht bei der Umdeutung von Negativem zu Positivem das gleiche Ziel, wie bei dem Einsatz dieser psychologischen Technik in der Therapie. Der Gesprächspartner soll dazu bewegt werden, die Lage aus einem neuen bzw. anderen Blickwinkel zu betrachten, der besprochene Aspekt soll sozusagen in einem neuen Rahmen (Frame) wahrgenommen werden.

Positiv umdeuten – auf den Blickwinkel kommt es an

Als Beispiel für den Einsatz von Sprache zur Umdeutung eines vielleicht als negativen Aspekt wahrgenommenen Umstandes, nehmen wir doch einfach ein Produkt. Dieses Produkt hat im Vergleich zu anderen vergleichbaren Produkten der selben Art auf dem Markt einen hohen Preis. Somit kann dieses Produkt als „teuer“ beschrieben und wahrgenommen werden. „Teuer“ ist natürlich eindeutig negativ. Man kann dieses Produkt alternativ aber auch als „exklusiv“ bezeichnen, was den hohen Preis sozusagen indirekt mit rechtfertigt. So deutet man einem Gesprächspartner gegenüber einen negativen Aspekt (teuer!) in einen durchweg positiv besetzten (exklusiv!) um.

Dabei kommt es gar nicht immer auf Qualität an, wichtiger für die Rechtfertigung eines hohen Preises ist häufig das mit diesem gekaufte „Image“ einer Marke und das Gefühl durch den Kauf dieses Produktes Teil eines Kreises von sozusagen „Eingeweihten“ zu sein. Viele erfolgreiche Marken nutzen daher auch ein auch auf dem oben beschriebenem System beruhendes Wording und versuchen ihre Produkte mit einem Lebensstil oder Gefühl gleichzusetzen. Bestes Beispiel ist hier natürlich Apple.

Aber nehmen wir ein weiteres Beispiel zur Hand. Ihr Gesprächspartner sagt, er „könne das nicht“. Eigentlich könnte man denken, dies würde nun sozusagen das Ende einer Unterhaltung markieren. Aber auch hier kann positiv umgedeutet und der Gegenüber motiviert werden. Antworten Sie: „Ja, vielleicht können sie das noch nicht“. Damit nehmen Sie nicht nur die Bedenken des Gegenübers ernst, sondern schenken diesem gleichzeitig Vertrauen (vielleicht = Sie trauen ihm mehr zu, als er sich selbst) und bieten einen positiven Ausblick oder Weg in die Zukunft (noch nicht = in Zukunft werden Sie das sicher können).

In dieser Form können beinahe alle Umstände entweder negativ oder positiv beschrieben werden. Es kommt dabei immer auf den Blickwinkel an, aus dem ein Aspekt betrachtet wird. Und genau diesen kann man versuchen während einer Gesprächsführung in die gewünschte Richtung zu lenken. Gelingt es Ihnen so, vermeintliche Schwächen in Stärken umzudeuten und positiv zu besetzen, dann haben Sie einen kommunikativen Erfolg erzielt und Ihrem gegenüber den Anreiz geliefert, die Angelegenheit aus einem anderen Blickwinkel bzw. Ihrer Sicht zu betrachten.